DGS -Generation Gold tritt ab

 

Wachablösung im Schießsport der Gehörlosen

Mit 2 Gold-, 2 Silber- und 4 Bronzemedaillen kehrte die Schießsport-Nationalmannschaft der Gehörlosen am vergangenen Wochenende von den Europameisterschaften in Pilsen zurück. Die deutsche Mannschaft steht nun vor einer Zäsur, da insgesamt 5 Sportlerinnen und Sportler ihren Rücktritt vom internationalen Wettkampfsport angekündigt haben.

Zu ihnen zählt allen voran Ingo Schweinsberg, den man ohne zu übertreiben als eine „lebende Legende“ des Gehörlosensports bezeichnen kann. Aus Pilsen brachte er Gold, Silber und Bronze mit, seine gesamte Karriere ist beispiellos: 6 Deaflympicsteilnahmen mit 6 Gold-, 5 Silber- und 4 Bronzemedaillen; 11 Europameistertitel, 18 Weltrekorde, 2 Silber- bzw. Bronzemedaillen bei Deutschen Meisterschaften der Hörenden – eine wahrhaft eindrucksvolle Bilanz!

Auch Ingos Frau Jutta Schweinsberg-Rott beendet ihre Laufbahn. Sie nahm viermal an Deaflympics teil, wobei sie sich gleich sechsmal mit dem undankbaren 4. Platz begnügen musste. Auf ihrer Habenseite stehen 4 Europameistertitel und vor allem 2 Meistertitel bei Deutschen Meisterschaften der Hörenden.

Mit Dieter Link tritt auch der „Grandseigneur“ der DGS-Sportschützen zurück. Er nahm seit Los Angeles 1985 an 7 Deaflympics teil, bei denen er zweimal Bronze erringen konnte. Darüber hinaus brachte er es auf 6 Europameistertitel sowie 9 Weltrekorde.

Marion Zimmermann und Manuela Rother komplettieren das zurücktretende Quintett. Zimmermann nahm zweimal an Deaflympics teil und gewann bei Europameisterschaften einmal Gold und zweimal Silber. Rother kann zum Abschluss ihrer Laufbahn einmal EM-Silber für sich verbuchen.

Es wird schwer werden, diese „Generation Gold“ zu ersetzen, zumal die internationalen Meisterschaften der jüngeren Vergangenheit gezeigt haben, dass die Leistungsdichte im Schießsport der Gehörlosen stark gestiegen ist. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband ist froh darüber, dass mit dem 50-jährigen Werner Lackerbauer zumindest ein Routinier der Nationalmannschaft erhalten bleibt. Warum sollte er auch aufhören, hat er doch bei der EM in Pilsen mit einer Gold- (Zentralfeuerpistole Einzel), einer Silber- (Standardpistole Einzel) und einer Bronzemedaille (50m Pistole-Mannschaft) bewiesen, dass er nach wie vor absolute internationale Spitze darstellt.

Ansonsten ruhen die Hoffnungen des DGS auf den nachrückenden jüngeren Sportschützen, von denen insbesondere der erst 22-jährige Colin Müller bereits aufhorchen ließ. Von seiner ersten Deaflympicsteilnahme 2013 in Sofia kehrte er bereits mit einer Silbermedaille zurück und fügte bei der EM in Pilsen eine Bronzemedaille im KK-Dreistellungskampf Einzelwettbewerb sowie einmal Gold und einmal Silber in den Mannschaftswettbewerben hinzu. Bisher international noch nicht zu ersten Reihe gehören Erik Hess (Jg. 91) sowie Sebastian Herrmany (Jg. 93). Beide sind aber auf jeden Fall noch jung genug, bei konsequentem Training in die Medaillenränge vorzudringen. Nicht mehr ganz so jung, aber für den Neuaufbau der Nationalmannschaft des DGS unverzichtbar: Marco Baron, 29 Jahre alt, der bisher auf zwei Gold- und drei Silbermedaillen in Mannschaftswettbewerben bei Europameisterschaften zurückblicken kann.

Stillstand ist Rückschritt und so bereiten sich die Schützen des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes trotz des erheblichen personellen Aderlasses optimistisch auf die internationalen Topereignisse der kommenden Jahre vor. 2016 stehen Weltmeisterschaften, 2017 die Deaflympics in Samsun/TUR und in vier Jahren turnusgemäß die Europameisterschaften auf dem Programm.

Reinhard Brandt, DGS

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